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16.05.2023

Schwallausgleich: Gewässerökologische FachexpertInnen setzen auf TIWAG-Expertise

Der Verbesserung schwallbelasteter Gewässerstrecken wird nicht nur in der Energiewirtschaft große Beachtung geschenkt, auch Forschung und Gesetzgebung setzen sich intensiv damit auseinander.

So wird nun im Rahmen des „Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans 2021“ ein zentraler Leitfaden erstellt. Anfang Mai trafen sich nationale Fachexpertinnen und -experten zu einem interdisziplinären Praxisseminar direkt bei der derzeit größten Schwallausgleichs-Maßnahme Europas, dem TIWAG-Ausgleichsbecken beim Kraftwerk Silz. Natürlich durfte auch eine Besichtigung der benachbarten und kurz vor Fertigstellung stehenden TIWAG-Maßnahmen „Inn-Revitalisierung“ in Stams-Rietz nicht fehlen.

„Die rege Beteiligung so vieler anerkannter Fachleute verdeutlicht nicht nur, dass die Verbesserung der Schwallsituation ein Thema von überregionaler Bedeutung ist. Es zeigt auch, dass TIWAG ein gut vernetzter und anerkannter Partner der Wissenschafts- und Forschungscommunity ist. Unsere Expertise und Projekte sind gefragt und dienen oft als wegweisende Fallbeispiele“, freut sich TIWAG-Vorstandsdirektor Alexander Speckle.

Der Einladung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft sowie von Oesterreichs Energie folgten rund 60 Expertinnen und Experten aus ganz Österreich. Im Rahmen des eintägigen Praxisseminars fanden zahlreiche Fachvorträge aus den Bereichen Hydrologie, Morphologie, Benthos- wie Fischökologie sowie natürlich Energiewirtschaft statt. Thematisiert wurden auch konkrete Maßnahmen zur Schwallminderung in Tirol, die zum Teil auch im Rahmen einer Exkursion besichtigt wurden.

Innovative Vorzeigeprojekte

Sowohl das Ausgleichsbecken beim Kraftwerk Silz als auch die nahe gelegene Inn-Revitalisierung bei Stams-Rietz sind zwei TIWAG-Projekte, die in der Planung und Konzeption eine intensive Zusammenarbeit verschiedener FachexpertInnen erforderte.

Das Ausgleichsbecken hat den Zweck, den Abfluss aus dem Kraftwerk zu vergleichmäßigen und damit die Schwallbelastung im Inn zu reduzieren. Bei einer Fläche von rund 11,4 ha wird das Becken ca. drei Meter tief sein. Aktuell sind bereits rund 3/4 des Beckens hergestellt. Auch das Regulierungsbauwerk, mit dem das Wasser aus dem Becken wieder in den Unterwasserkanal und weiter in den Inn abgegeben wird, ist bereits errichtet. Im Frühjahr 2024 wird die Anlage fertiggestellt und in Betrieb genommen. Mit dem Ausgleichsbecken leistet der Landesenergieversorger zudem Pionierarbeit, die auch international großes Interesse zahlreicher Energieversorgungsunternehmen auf sich zieht.

Bei der Inn-Revitalisierung Stams-Rietz wird auf einer Länge von rund drei Kilometern die bestehende Ufersicherung entfernt und das Gewässerbett um bis zu 75 Meter aufgeweitet. Damit hat der Inn künftig mehr Raum sich eigendynamisch zu entwickeln. So entstehen vielseitige Lebensräume für Gewässer- und Landlebewesen, beispielsweise Seitenarme, Naturufer, Schotterflächen und Inseln, die durch Landnutzung, Eisenbahn- und Autobahnbau in den letzten 150 Jahren verschwunden sind. Die Dimension dieser Revitalisierung gewährleistet auch eine positive Wirkung auf flussauf- und flussabgelegene Innabschnitte und stellt insbesondere in fischökologischer Hinsicht eine bedeutende Maßnahme dar.

Im Bild: TIWAG-Vorstandsdirektor Alexander Speckle (re.) konnte mit TIWAG-Abteilungsleiter Johann Neuner (2.v.re.) zahlreiche ExpertInnen in Silz begrüßen, darunter Benjamin Apperl (Oesterreichs Energie), Gisela Ofenböck (Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Abteilung Nationale und internationale Wasserwirtschaft), Andreas Murrer (Amt der Tiroler  Landesregierung, Abteilung Wasserwirtschaft), Martin Schönberg (VUM Verfahren Umwelt Management GmbH), Franz Greimel (Universität für Bodenkultur Wien, Projektleiter ÖkoReSch) und Gottfried Gökler (Vorarlberger Illwerke AG).

Interdisziplinäres Forschungsprojekt „ÖkoResch“

Der geplante österreichische Leitfaden zum Thema Schwall soll die Methodik hinsichtlich hydrologischer, biologischer und energiewirtschaftlicher Bewertung zusammenfassen und eine einheitliche Vorgangsweise bei der Umsetzung der Maßnahmen gewährleisten. Die Grundlagen dafür stammen zum Teil aus dem Forschungsbericht SuREmMa+ und werden auch im interdisziplinären Projekt „ÖkoResch – Erreichung des Guten Ökologischen Potentials in hochalpinen Restwasserstrecken und schwallbelasteten Gewässern“ erarbeitet.

ÖkoResch ist ein sechsjähriges Forschungsvorhaben, umgesetzt vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement in Kooperation mit dem Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), das im Auftrag des Österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Österreichs E-Wirtschaft Forschung und Innovation sowie den maßgeblichen Energieversorgungsunternehmen Österreichs abgewickelt wird. Die zugrundeliegenden Konzepte werden integrativ und interdisziplinär erarbeitet, indem fächerübergreifende Untersuchungen durchgeführt und diese in Kreisen der Wissenschaft, Behörden und Wirtschaft abgestimmt werden.