Die perfekte Energiequelle soll erneuerbar und ständig verfügbar sein. Sie soll effektiv und ohne große Verluste in Strom umgewandelt werden und dabei emissionsfrei und ressourcenschonend sein. All diese Anforderungen kann die Wasserkraft erfüllen. Und mehr: Wasserkraftwerke weisen ein breites Leistungsspektrum auf, sie sind flexibel einsetzbar und benötigen zum Start oftmals keine Netzunterstützung. Nicht zuletzt wegen ihrer Schnellstart und Speicherfähigkeit bilden Wasserkraftwerke das Schlüsselelement der gesamten Familie der sauberen, CO₂-freien erneuerbaren Energien.

Wasserkrafttechnik

Speicherkraftwerk

Pumpspeicherkraftwerk

Laufkraftwerk

Speicherkraftwerke passen sich bei ihrer Stromproduktion an den Bedarf an. Dabei wird Wasser in großen Stauseen gespeichert – so kann auch im Winter bei geringer Wasserführung Strom erzeugt werden.
Speicherkraftwerke sind in der Regel nicht für den Dauerbetrieb gedacht, da sonst ihre Speicher bald leer wären. Ihr Zweck besteht vielmehr darin, die über Wochen, Monate und im jahreszeitlichen Wechsel unterschiedlich anfallenden Wassermengen zu speichern und bei erhöhtem Strom­bedarf zeitlich flexibel abzurufen. In Speicherkraftwerken kommen auf­grund der meist großen Fallhöhen oft Pelton-Turbinen zum Einsatz.

Pumpspeicherkraftwerke sind eine besondere Form der Speicherkraftwerke. Herrscht ein Überangebot an Strom im Netz kann dieser dafür genutzt werden, um Wasser aus einem tiefergelegenen Speichersee in einen höhergelegenen zu pumpen. Wenn der Verbrauch im Netzt steigt und damit eine höhere Nachfrage an Strom entsteht, kann das nun wieder herabfließende Wasser flexible Regel- und Spitzenenergie erzeugen. Damit können Versorgungsengpässe vermieden werden. Falls sie doch auftreten, weil z.B. Störungen im Netz vorliegen oder andere Kraftwerke ausfallen, kann genau diese Eigenschaft für einen schnellen Ausgleich sorgen und damit eine Ausbreitung von Störungen verhindern. Bei Pumpspeicherkraftwerken kommen oft Francis-Pumpturbinen zum Einsatz, die als Pumpe oder Turbine arbeiten.

Laufkraftwerke produzieren entsprechend der Wasserführung in Bächen und Flüssen kontinuierlich Strom, denn der Wasserzufluss treibt die Turbinen ständig an. Laufkraftwerke sind daher rund um die Uhr in Betrieb und erzeugen so den Grundbedarf an Strom. Manche Anlagen verfügen auch über kleinere Stauseen, die es erlauben, einen Teil des Stroms passend zum schwankenden Bedarf zu produzieren. In Laufkraftwerken werden je nach zur Verfügung stehender Fallhöhe und Durchfluss Peltonturbinen, Francisturbinen, Kaplan-Turbinen zum Einsatz gebracht. Aufgrund der oft geringen Fallhöhe und großen Wassermengen in Flusskraftwerken, wie am Bild links dargestellt, werden dort meist Kaplan-Turbinen bzw. Kaplan-Rohr-Turbinen verwendet.

Turbinenarten

Pelton-Turbine

Francis-Turbine

Kaplan-Turbine

Die Pelton-Turbine (Freistrahlturbine) ist eine Gleichdruckturbine, deren Laufrad in der Luft rotiert. Die Energie an der Eintrittsseite der Turbine wird mit Hilfe einer oder mehrerer Düsen vollständig in kinetische Energie – also Bewegungsenergie – umgewandelt, bevor der Wasserstrahl auf das Laufrad auftrifft. Das Pelton-Laufrad ist eine Scheibe an deren äußerem Umfang die Becher angeordnet sind. Weil das Wasser die Becher durchfließt und dabei fast um 180° umgelenkt wird, dreht sich die Scheibe und setzt so die Energie um.
Das aus den Bechern ausströmende Wasser gelangt mit sehr geringer Geschwindigkeit in freiem Fall bzw. entlang der Wände des Turbinengehäuses in das Unterwasser. Die Pelton-Turbine findet bei großen Fallhöhen und relativ geringen Durchflüssen ihren Einsatz.

Pelton-Laufrad (1879)

Der amerikanische Installateur und Zimmermann Lester Pelton (1829 – 1908) kommt per Zufall auf die Idee für die Freistrahl-Turbine.

Die Francis-Turbine ist eine Radial-Überdruckturbine, da der Druck vor dem Laufrad größer ist als der Umgebungsdruck. Die Energie an der Eintrittsseite der Turbine wird im Leitapparat nur teilweise in kinetische Energie umgewandelt. Das Laufrad der Francis Turbine besteht aus einer mit der Turbinenwelle verbundenen Scheibe (Boden oder Nabe), den profilierten Schaufeln und dem über die Schaufeln gelegten Kranz. Die Zuströmung erfolgt radial, die Abströmung erfolgt axial. Im Laufrad wird die Relativströmung beschleunigt, umgelenkt und damit eine Drehbewegung erzeugt. Richtung und Betrag der Eintrittsgeschwindigkeit werden durch die Stellung der Leitschaufeln vorgegeben. Damit kann der erforderliche Durchfluss eingestellt werden. Am Austritt der Turbine herrschen noch relativ große Geschwindigkeiten vor. Daher ist für einen guten Turbinenwirkungsgrad ein Saugrohr notwendig, wo Geschwindigkeit in Druck umgewandelt wird. Der maximale Wirkungsgrad wird bei drallfreiem Austritt erreicht. Die Francis-Turbine ist für mittlere Fallhöhen und mittlere bis höhere Durchflussmengen im Einsatz.

Francis-Laufrad (1849)

Der amerikanische Ingenieur James Francis (1815 – 1892) entwickelt den Vorläufer der später nach ihm benannten Francis-Turbine mit verstellbaren Leitschaufeln.

Die Kaplan-Turbine ist eine Axial-Überdruckturbine und besteht aus einem Turbinengehäuse mit verstellbaren Leitschaufeln. Das zugehörige Laufrad besteht aus der Nabe, in der drehbare Schaufeln eingesetzt sind. Der Verstellmechanismus ist in der Nabe untergebracht. Mit einem schmalen Spalt zwischen dem rotierenden Laufrad und dem stehenden Laufradmantel werden die Verluste klein gehalten. Die Zu- und Abströmung erfolgen axial. Im Laufrad wird die Relativströmung beschleunigt, umgelenkt und damit eine Drehbewegung erzeugt. Durch die Doppelregulierung – die Verstellung der rotierenden Laufradschaufeln und auch der im Turbinengehäuse stehenden Leitschaufeln – können die Turbinen an starke Durchflussschwankungen angepasst werden, um so den optimalen Wirkungsgrad zu erreichen. Am Austritt der Turbine herrschen noch relativ große Geschwindigkeiten vor. Daher ist für einen guten Turbinenwirkungsgrad ein Saugrohr notwendig, wo Geschwindigkeit in Druck umgewandelt wird. Die Kaplanturbine ist am besten bei großen Wassermengen und niedrigem Gefälle geeignet.

Kaplan-Laufrad (1910)

Der österreichische Ingenieur Viktor Kaplan (1876 – 1934) beginnt mit der Entwicklung der später nach ihm benannten Turbine mit verstellbaren Laufradschaufeln.